mit einer Hand bedienbar: Küchenmaschine Kennwood FP 956

Wer mit einer Hand kochen möchte, hat sich viel vorgenommen. Es ist nicht leicht, aber es gibt viele Hilfsmittel und Geräte, die uns helfen bzw. auch mit einer Hand nutzbar sind. Besonders schwierig zu finden ist dabei eine gute Küchenmaschine. Für viele Zutaten und Gerichte ist ein solches Gerät extrem hilfreich, auch für nicht behinderte Menschen. Zum zerkleinern/zerhäckseln, reiben, schneiden und insbesondere zum Teig herstellen steht in fast jedem Haushalt eine solche Maschine.

 

Doch welche könnte evtl. auch für uns Einhänder nutzbar sein? – Um dieser Frage nachzugehen, habe ich einige Küchenmaschinen ausprobiert und die meisten wieder zurückgeschickt, wieder bei ebay verkauft und eine musste sogar in den Müll wandern..

 

Zufällig bekam jedoch irgendwann meine Mutter eine neue Küchenmaschine und ich entdeckte sofort, dass diese für mich mit meiner Hand eigentlich benutzbar sein müsste.

 

Ich merkte mir, dass es sich um die Kenwood FP 956 handelte und recherchierte nochmal online.

 

Und siehe da, das Gerät gab es sogar noch in einer Version mit integrierter Digital-Waage, die bei der Standard-Variante meiner Mutter fehlte.

 

Dem geneigten Einhänder ist sofort klar, warum das ein riesiger Vorteil ist: Man kann dieZutaten direkt in der Schüssel der Maschine abwiegen und benötigt keine andere Küchenwaage zum abwiegen, von der aus man das abgewogene erst in die Küchenmaschine umfüllen muss. Ein Schritt weniger und eine große Hilfe.

 

Also gab es diese Küchenmaschine in der Johann Lafer Edition (= mit Waage) für mich zum nächsten Geburtstag. Und ich bin bis heute begeistert und überzeugt davon.

 

Wie Ihr auf den Bildern sehen könnt, ist das Gerät im Grunde wie eine Art Sockel oder Box, worauf die Schüssel aufgesetzt und eingerastet wird. Diese Bauform und Technik ist mit einer Hand wesentlich leichter zu bedienen (wenn nicht sogar überhaupt erst möglich) als die klassischen Geräte mit einem „Arm“, der wie ein Galgen in die Schüssel rein ragt (versteht Ihr, welche Geräte ich meine?).

 

Ich stelle die Maschine bei Benutzung auf die Rutschfolie, die auf meinem Tisch liegt( kennt Ihr vom anderen Beitrag) und so bleibt die Maschine auch bei Volldampf sicher stehen.

Dann steckt man auf das Gerät die Antriebswelle, die Schüssel wird eingerastet und dann der benötigte Aufsatz aufgesteckt (Reibe, Messer, Knethaken usw.). Abschließend wird der Deckel aufgesetzt und eingerastet. Nur wenn dieser eingerastet ist, lässt sich das Gerät einschalten (Siicherheit geht vor) und die 1000 Watt geben richtig Gas.

 

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Außerdem ist bei der Maschine ein extra Blender dabei, also Mixer-Krug, mit dem man bspw. Eis crushen könnte oder ähnliches:

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Ich nutze diesen Krug oft , um darin Pancake-Teig zu machen, weil der Mixer den Teig gut durchmischt und man gleich einen praktischen Behälter für den Teig hat, mit dem man auch gleich direkt in die Pfanne gießen kann.

 

Alles in allem kann ich dieses Gerät nur wärmstens empfehlen, für Jedem, aber natürlich insbesondere auch für uns Einhänder. Der Preis schwankt immer etwas, zu meinem Kaufzeitpunkt lag der Preis bei rund 150 Euro, mittlerweile ist er wieder bei 168 Euro (Stand Oktober 2016). Aber auch das ist das Gerät allemal wert; und ich kenne für Einhänder keine Alternative.

 

Falls Ihr nun neugierig seid und die Küchenmaschine haben möchtet, könnt Ihr sie bei Amazon unter dem folgenden Link bestellen:

 

 

81rjzjxrnl-_sl1500_Kenwood FP 956 Johann Lafer Edition Profi Foodprocessor / 1,6 Liter / 1000 Watt / Blau

Das wichtigste Basis-Hilfsmittel: Die Anti-Rutsch Folie

Da uns Einhändern eben die sogenannte „Haltehand“ fehlt, die etwas festhält (z.B. Flasche), während die andere daran arbeitet (Deckel öffnen), müssen wir mit einem Hilfsmittel für den Halt sorgen.

 

Hierfür nutze ich nun schon seit einigen Jahren eine Anti-Rutsch-Folie. Diese kaufe ich als Rolle und schneide mir die Stücke zurecht, wie ich sie benötige:

 

So habe ich dauerhaft 2 breite Streifen auf meinem kleinen Esstisch liegen, wie hier zu sehen:

 

086 Im Laufe der Jahre hat sich für mich herauskristallisiert, wo auf dem Tisch und in welcher Größe ich die Stücke benötige. Insbesondere die zum Frühstück benötigten Utensilien waren dabei ausschlaggebend, angefangen beim Einhänder-Frühstücksbrett, das natürlich beim aufstecken der Brötchen nicht wegrutschen soll, bis hin zu Marmeladengläsern und  der Tüte Milch und Butter..

 

Und so sieht das dann bei mir aus, wenn ich alles vorbereitet habe:

 

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Und außerhalb der Frühstückszeit ist die Folie für unzählige Dinge und Situationen hilfreich. Es halten darauf so ziemlich alle Flaschen und Gläser fest, die man öffnen möchte:

 

088 Einfach beim Drehen etwas Druck nach unten ausüben, dann rutscht und dreht sich nichts. So habe ich sogar schon Gurkengläser o.ä. geöffnet, nachdem mein Besuch mit 2 Händen gescheitert ist 😉

 

Da ich mittlerweile auch gerne und ganz gut koche, benutze ich auch eine Küchenmaschine zum zerkleinern und Teig kneten, die auf der Folie einen guten Halt hat und so lässt sich der Behälter mit sämtlichen Aufsätzen und der Deckel auch einhändig gut bedienen, ohne dass die Maschine wegrutscht . Die Küchenmaschine stelle ich hier extra vor.

 

Diese Folie, die ich benutze, ist vom Hersteller Dycem. Anfangs haben wir sie im Sanitätshaus gekauft, aber nun habe ich entdeckt, dass es sie auch bei Amazon gibt, wasbequemer ist und günstiger sein kann, je nach Sanitätshaus.

 

Diese Folie ist übrigens ganz leicht sauber zu halten. Solange sie auf dem Tisch liegt, kann man sie einfach mit einem feuchten Lappen abwischen. Aber falls es mal eine richtige Sauerei gab, lässt sich die Folie sogar im Geschirrspüler mit waschen…

 

In diesem Video zeige ich euch Anwendungsmöglichkeiten der Anti-Rutsch-Folie am Beispiel einer Getränkeflasche und einer Konservendose:

*( an dieser Stelle herzlichsten Dank an Hendrik Kersten für die Produktion der Videos!)

 

 

Falls Ihr dieses wichtige Hilfsmittel nun auch noch benötigt, könnt ihr es bei Amazon unter dem folgenden Bilder-Link besrtellen:

(Bitte auf das Bild klicken!)

Der Gips-Irrtum: Ein Erklärungsversuch…

Wir Betroffenen können es nicht mehr hören:

„Oohhh ja, das kann ich mir gut vorstellen, wie schwer das ist – Ich hatte mal den Arm/ die Hand 4 Wochen in Gips“.

 

Wie der Titel schon verrät, IHR HABT KEINE AHNUNG!!!

 

Lasst mich hier bitte versuchen, euch zu erklären, dass dieser Vergleich lächerlich, unsensibel und vor allem falsch ist. Und wieso…

 

Zunächst möchte ich versuchen, die Situation eines Schwerbehinderten mit Halbseitenlähmung (Hemiparese) zu erklären und wie sich das anfühlt. Selbstverständlich kann ich nicht für alle Formen der Schwerbehinderung und Einhändigkeit sprechen, sondern nur aus meiner Sicht eines Schlaganfallpatienten. Da ich jedoch sehr viele andere Schlaganfall-Patienten mit gleichen oder vergleichbaren Folgen kennengelernt habe und zu vielen von ihnen Kontakt pflege und regen Austausch betreibe ( An dieser Stelle herzliche Grüße an die verschiedenen

Ffacebook-Gruppen zu diesem Thema, in denen ich Mitglied bin), glaube ich im Namen vieler Mitpatienten, Betroffenen und Angehörigen sprechen zu können.

 

Ich beginne meine Erklärung mit einem kurzen medizinischen Abriss: Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn durch eine Blutung (Hirnblutung) oder MinderDURCHblutung (Ischämie durch ein Gerinnsel) stark beschädigt. Gehirnzellen und ganze Areale werden zerstört. Damit fallen diejenigen Funktionen zum Opfer, die von diesen zerstörten Hirnregionen/-Zellen gesteuert wurden. Wird beispielsweise die linke Hirnhälfte beschädigt, welche das Sprachzentrum beherbergt und die rechte Körperhälfte steuert( die Hirnhälften steuern immer die jeweils gegenüberliegende Körperhälfte), so kann der Betroffene nicht mehr sprechen (Aphasie) und ist rechtsseitig gelähmt.

Und somit kommen wir zum ersten Irrtum: Viele Außenstehende denken beim Begriff „Lähmung“ an eine Taubheit, ähnlich wie bei dem bekannten Phänomen der „eingeschlafenen“ Hände oder Füße. Das ist falsch. Lähmung bedeutet im Grunde einfach nur, dass wir das entsprechende Körperteil nicht bewegen können, weil eben der entsprechende Teil im Gehirn zerstört ist.  Unser Gehirn weiß gewissermaßen einfach nicht mehr, wie das geht.

Einmal zerstörte Hirnzellen oder auch Nervenzellen können auch nicht wieder regenerieren oder nachwachsen – was weg ist, bleibt weg!

Deshalb macht es eigentlich auch keinen Sinn, bezüglich Hirnpatienten (Ich nenne das jetzt mal so, weil auch Schädel-Hirn-Traumas (SHT) vergleichbar sind, z.B. nach Autounfällen) von Genesung oder Heilung zu sprechen oder zu wünschen.. Denn das wäre streng genommen ein Wunder.

Stattdessen gibt es nur einen Weg: Alles neu lernen bzw. umstrukturieren. Und das ist, was in einer Reha mittels Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie versucht wird. Unser Gehirn kann sich umstrukturieren, sodass die verbliebenen Hirnbereiche und Zellen die Aufgaben erlernen und übernehmen können, die zerstört sind. Deshalb ist so ein langer Weg und unglaublich anstrengend: Weil wir nicht genesen, sondern alles neu lernen. Aber nicht mit allen Funktionen funktioniert das immer gleich gut. So kenne ich viele Patienten (wie auch in meinem Fall), die zwar das Laufen wieder einigermaßen erlernt haben, aber andere Defizite bestehen bleiben, wie der Sprachverlust oder ein gelähmter Arm.

Das hängt auch damit zusammen, dass jeder Mensch unterschiedlich gut neues erlernen kann. So haben es bspw. junge Patienten oft leichter als ältere; Außerdem wird Rehabilitation mit zunehmedem zeitlichen Abstand zum Ereignis schwieriger und weniger erfolgsversprechend – Die ersten Wochen und Monate erreicht man am meisten.

 

Nun aber zurück zum gelähmten Arm: Wie fühlt sich das an?

Wie schon gesagt, hat eine Lähmung nicht unbedingt etwas mit Taubheit zu tun – tatsächlich kann das Gefühl und die Sensibilität im Arm völlig in Ordnung sein.

Ach apropos „in Ordnung“: Nochmal zur Klarstellung: Der Arm selbst ist dabei ja tatsächlich auch überhaupt nicht beschädigt, denn wir haben uns ja schließlich nicht den Arm verletzt oder den Nerv durchtrennt, sondern das Gehirn, welches den Arm gesteuert hat. Also eigentlich besitzen wir „Hemis“ einen völlig intakten Arm, dieser ist nur gewissermaßen „außer Betrieb“. Wie bei einem Roboter, der keinen Strom mehr hat. Ich verwende auch gerne das Gleichnis der Marionette. Die eigentliche Puppe/unser Körper ist völlig in Ordnung, ebenso die steuernden Fäden bzw. unsere Nervenstränge – Nein, das Problem ist: Der Puppenspieler ist tot! Und deshalb hängt die Puppe nur noch schlaff herum.

 

Und damit sind wir beim Stichwort: schlaff!

 

Dieses Wort beschreibt doch ziemlich gut, was ein gelähmter Arm eigentlich ist und wie es sich anfühlt. Im Grunde ist es wie ein Stück totes Fleisch oder irgendein gegenstand, der da an unserer Schulter hängt und vor sich hin baumelt.  Und so erklärt sich auch das Gefühl, ein Körperteil nicht bewegen zu können: Es geht einfach nicht und wir wissen nicht, wie es geht, weil unser Hirn gar nicht mehr weiß, dass da noch etwas ist, was zu mir gehört und früher mal bewegt werden konnte. Im Grunde ist genauso wie mit anderen Körperteilen, die wir alle nicht bewegen können. Zum Beispiel unsere Haare oder die Ohrläppchen. Ja ich weiß, einige denken, sie können das, aber letztendlich bewegen sie nur einen Ohrmuskel und nicht das Läppchen selbst!).

 

Versteht Ihr? – Das sind einfach „tote“ und fremde Teile, die wir einfach nicht bewegen können. Geht halt nicht, ist auch kein besonderes Gefühl, sondern einfach nicht in unserem Bewusstsein vorhanden.

Der große Unterschied ist, dass wir Ereignis-Patienten, also SHT oder Schlaganfall, eine Erinnerung an frühere gesunde Zeiten haben, in denen diese Funktion noch vorhanden war. Und so sehr wir uns auch mit der Situation arrangieren und unser Leben und den Alltag bewältigen, diesen alten Zeiten in Gesundheit werden wir IMMER nachtrauern und sie nie vergessen.

An dieser Stelle sei der große Unterschied zu den Schwerbehinderten genannt, die schon mit ihrer Behinderung geboren wurden.

Der Philosoph in mir würde vielleicht sagen: Wir hatten die Chance und Ehre, Eriunnerungen an gesunde Zeiten zu sammeln, was den behindert-geborenen leider nicht vergönnt war. Doch das führt jetzt zu weit.

 

Also nochmal kurz zusammengefasst: Wir Einhänder durch Lähmung  haben eine Körperfunktion verloren, die wir meist viele Jahre zuvor als selbstverständlich betrachtet haben und müssen nun mühsam lernen, mit einer verbliebenen Hand alle Aufgaben und Hürden des Alltags zu bewältigen. Und Alltag ist hier nicht so einfach dahin gesagt. Nein, das selbständige Leben und Versorgen ist das oberste Ziel jeder neurologischen Reha nach SA oder SHT. Denn es gibt nur eine Alternative: und die heißt Pflegefall! Das Wort sagt es ja schon – Irgendwer anders muss ja die Pflege des Patienten übernehmen, wenn er es nicht mehr selbst kann bzw. erlernt. Und so sind die ersten Ziele in der Reha zumeist das Wasch- und- Anzieh-Training und das Essen sowie der einhändige Umgang mit Besteck und dem sog. Einhänderbrett/Frühstücksbrett. Und nicht zu vergessen muss auch der Gang zur Toilette erlernt werden, wobei hier auch das verbliebene oder bereits neu erlernte Geh- und Stehvermögen wichtig ist, ggf. auch für den Wechsel vom Rollstuhl auf die Toilette.

 

Ich persönlich habe viele Wochen und Monate gebraucht, bis ich mich mit einer Hand selbständig waschen und anziehen konnte. Die Königsdisziplin „selbständig und stehend duschen“  erzielte ich erst nach über einem halben Jahr und führte zu ausgiebigen Freudentränen.

 

So meine lieben Freunde da draußen: Könnt ihr euch nun ein bisschen vorstellen, wie das alles so ist?

 

Und erkennt Ihr nun die Lächerlichkeit eures Gips-Vergleiches?

  • Ein Vergleich zwischen einem gebrochenen Knochen, der VON ALLEIN heilt, wofür man lediglich Zeit aufbringen muss ( diesen Luxus muss man erstmal begreifen, den uns unser Körper da schenkt) und einer lebenslangen Behinderung, die uns oft unverschuldet und eigentlich immer zu früh im Leben durch einen Schicksalsschlag zugefügt wurde. Ein wichtiges Adjektiv fehlt noch: unvorbereitet! – Die meisten von uns dürfte so ein Ereignis völlig aus dem Leben gerissen haben und Lebenspläne obsolet gemacht, Möglichkeiten verbaut und Träume erübrigt haben.

 

Ich hoffe, ich konnte mit diesem Artikel einen Einblick geben in die Erfahrung und das Leben von Patienten wir mir und leider viel zu vielen anderen.

Versteht mich nicht falsch: Ich möchte damit niemanden verurteilen oder angreifen, der jemals diesen Vergleich mit einem Armbruch gebracht hat; Vielmehr möchte ich informieren und aufklären, damit Ihr nicht irgendwann ungewollt jemanden vor den Kopf stoßt und umgekehrt euch nicht vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn ein Betroffener eurem Vergleich nicht gerade lächelnd zustimmt..

Also erwartet bitte kein “ Jaja genau, hast Recht, das ist genauso wie dein Armbruch vor 20 Jahren…“

 

In diesem Sinne wünsche ich euch allen da draußen beste Gesundheit und ggf. gute Besserung!

 

Liebe Grüße vom Andi